Insgesamt habe ich mein entwickeltes Konzept wie geplant umgesetzt. Dabei evaluierte es sich im fortschreitenden Prozess immer weiter, Ideen wurden umgesetzt oder wieder verworfen. Das Ergebnis ist eine Environstallation, die den 8 x 8 m großen Abstellraum in einen metaphorischen Zugang in das Gehirn eines hochbegabten und hochsensiblen Menschen verwandelt hat. Als gelungen würde ich die Erarbeitung des Konzepts und die gedankliche Auseinandersetzung meinerseits mit dem Thema bewerten. Verbesserungs-würdig sind für mich einige ästhetische Aspekte der Werke und die ausbaufähige Präzision in der Durchführung handwerklicher Arbeiten. Außerdem hätte ich für einige Werke gerne ein Konzept mit mehr Tiefgang entwickelt, was vor allem durch den zeitlichen Rahmen nicht möglich war. Dies sind allerdings Kleinigkeiten, die ich durch meine starke selbstkritische Reflexion persönlich als Mängel bewerte. Aus Rückmeldungen von Besuchern des Raumes habe ich geschlossen, dass meine Intention einer Reizüberflutung sowie die Bildaussagen der Werke erreicht wurden. Deshalb bin ich insgesamt zufrieden mit dem Projekt.

An der Arbeit habe ich besonders die freie Themenwahl geschätzt, da sie mir ermöglichte, ein Thema zu wählen, welches mich persönlich beschäftigt und mich in meiner Persönlichkeitsentwicklung weiterbringt. Durch die schriftliche Arbeit habe ich zudem ein großes Interesse an Kunstgeschichte entwickelt, es hat mir außerdem viel Spaß gemacht, mich damit auseinanderzusetzen und Zusammenhänge zu anderen Künsten zu erkennen. 

Ich habe den Rahmen der Besonderen Lernleistung als wissenschaftliche Arbeit trotzdem als Einschränkung empfunden. Ich konnte mich dadurch nie völlig „loslösen“, mein persönlicher Anspruch an die Kunst als Ausdrucksmittel unbewusster, spontaner Impulse des Künstlers konnte nicht erfüllt werden, da ich mich verpflichtet fühlte, meine Werke und deren Gründe detailliert zu erklären. Außerdem war es mir aufgrund des schulischen Rahmens nicht möglich einige „extreme“ Bildmotive darzustellen. Dies war mir allerdings vorher bewusst, trotzdem bin ich mir darüber klar geworden, dass Kunst oft nicht mehr meinem Ideal der Expression des Unterbewussten entspricht. Vielmehr geht es bei der Wahl der Kunst als Hauptberuf oftmals nur um den kapitalistischen Gedanken und die Selbstdarstellung des Künstlers. Moderne Kunst ist für mich reizlos geworden, deshalb habe ich mich während des Prozesses gegen ein Kunststudium entschieden. Ich werde mich jedoch trotzdem weiterhin künstlerisch betätigen und kann mich so in meiner eigenen Freiheit bewegen.

 

(Da ich das Erklären meiner Werke so nervig und paradox fand, sind sie auf dieser Internetseite auch nur ohne Erklärung vorhanden und sollen einen offenen Interpretationsspielraum lassen. In der Kunst muss nicht immer alles verstanden werden, da jedes Werk in gewisser Weise zweimal entsteht: einmal vom Künstler und einmal vom Betrachter.)

 

„Francis Bacon: „Und wenn man malt, dann finden sich immer wieder Leute, die möglicherweise etwas völlig anderes in den Bildern sehen als das, was man selbst darüber denkt, was einen daran bewegt oder auch nicht. Das ist das gleiche, wenn ich einen Rembrandt sehe: Ich weiß überhaupt nicht, was Rembrandt mit diesem Bild wollte. Ich weiß nur wie es mich trifft. ... Jedes Bild erhält erst durch seinen Betrachter seine eigene, besondere Interpretation“ “ (Mennekes, Röhrig, 1994)

 

„Die Menschen haben in ihrem Persönlichkeitsspektrum einen Anteil, der etwas von dieser frühen Wahrhaftigkeit ahnt und sich mehr oder weniger bewusst danach sehnt, mit jener versunkenen Welt in Kontakt zu kommen.

Solche Sehnsucht ist im Erwachsenenalter notwendig, ist sie doch der Wegweiser zu jener ins Vergessen gesunkenen Seelenlandschaft. Schuld an diesem Vergessen ist das Faktum, dass die meisten von uns sprechen lernen wollen und sollen. Die Erkenntnis, dass man innere und äußere Zustände durch Buchstaben, Wörter und Sätze chiffrieren kann, ist im Rahmen der Persönlichkeitswerdung ein zentraler Entwicklungsschritt. Aber wie alle progressiven Schritte bedeutet er nicht nur Fortschritt, sondern auch Verlust. Vieles, was die reiche Welt der Synästhesie und emotionale Offenheit bedingt, lässt sich durch die Sprache nicht oder nur unvollkommen ausdrücken. Die Sprache verlangt nach Logik, Klassifikation und Ordnung, und so geht langsam, aber sicher das frühe Atlantis des Grossen und Ganzen zugrunde. Mit zunehmender Sprachmächtigkeit zerfällt das frühkindliche nonverbale Zusammenspiel der Sinne, und die aus dem realen Geschehen heraus gewachsene Klarheit und Aufrichtigkeit des emotionalen Kontaktes wird zu einer Kategorie, über die man reden kann, ohne dabei viel zu fühlen. Hören, Sehen, Schmecken, Riechen, Tasten - alles landet in je seinem eigenen Schubfach, und die klaren Emotionen laufen Gefahr, durch sprachliche Symbolisierung ersetzt und zerredet zu werden, so dass bei unglücklicher Entwicklung authentische Gefühle gar nicht mehr gelebt werden. Demgegenüber hat sich der Künstler, der diesen Namen verdient, einen Kanal freigehalten, der ihn durch die Schichten von Sprache, Logik und Intellekt hindurch mit der alten Welt der reichen Sinnhaftigkeit und der emotionalen Klarheit verbindet...“ (Hoffmann-Axthelm, 2005)